Dr Ängu vo dr Bahnhofschtross

Die Ballade spiegelt die Liebesgeschichte eines Paares, das sich vor über 60 Jahren begegnete und 2023 den 58. Hochzeitstag feiern konnte. Damals ist mir auf dem Weg zur Arbeit ein Engel begegnet. Dieser Engel wurde meine Frau Magdalena. Für sie habe ich diesen Song geschrieben. 

Die Story zum Song

Seit 58 Jahren sind wir nun verheiratet, meine Magdalena und ich. Vor über 60 Jahren, an einem strahlenden Sommermorgen kam mir an der Bahnhofstrasse eine Engelsgestalt entgegen. Ich, damals 17, war auf dem Weg zum Bahnhof, Sie, ebenfalls auf dem Weg zur Arbeit, kam gerade von dort. Wo heute ein Aldi steht, erblickte ich sie auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Sie hatte ein himmlisches Lächeln und wunderschöne, sonnengebräunte Beine. Ich wusste instinktiv: Davon hatte ich schon immer geträumt. Doch wie sollte ich sie ansprechen? Ich musste meinen Zug erreichen. Wenn wir uns kreuzten hiess das für mich: Ich verpasste meinen Zug wie schon so oft und musste dann mit dem Velo, quasi dem Zug hinterher, zur Arbeit fahren.

Es gab aber auch Tage, an welchen ich rechtzeitig am Bahnhof war. Dann sah ich sie aus dem Zug aussteigen während ich einstieg. Es musste also auch möglich sein, die Begegnung umzudrehen: Z.B. am Feierabend. Und richtig, ich beobachtete, dass sie abends in den                                  Der Bahnhof in Gerlafingen um 1962

Zug  einstieg, den  ich gerade verliess. So blieb ich eines Abends sitzen und fand sie dann allein in einem Abteil und - ich wagte es, sie anzusprechen. Sie erteilte mir zwar eine ordentliche Abfuhr, aber immerhin erfuhr ich ihren Namen und ihren Arbeitsort, was mir später nützlich sein sollte.

 

Das Schicksal schlug hart zu: Ich verlor meine Lehrstelle und fand Arbeit im Welschland. Somit war der Traum, sie wieder zu sehen, vorerst ausgeträumt. Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Und man kann auch Glück haben, insbesondere in der Liebe. Als ich an einem Wochenende vom Welschland heim kam, erblickte ich sie in der Menschenmenge - es war wieder auf einem Bahnhof. Zwei braune Augen, die ich schon ein Leben lang zu kennen glaubte. Auch dieses mal kamen wir uns entgegen. Wir drehten uns beide verlegen um, zögerten einen Moment, trauten uns jedoch nicht, stehen zu bleiben. Mein Puls stieg auf 200. Ich hatte es verbockt. Dies war der Moment, als ich mir sagte: "Jetzt muss etwas geschehen"! 

 

"Mädi" arbeitete als Damencoifeuse an meinem Wohnort. So viel wusste ich. Da gab es aber auch eine Herrenabteilung. Am folgenden Tag, es war ein Samstag,  liess ich mir kurz vor Geschäftsschluss die Haare schneiden und wartete danach vor dem Salon. Everardo, der Herrencoiffeur und Mädi's Kollege, hatte sie natürlich schon vorgewarnt. Doch diesmal gab es kein Entkommen. Ich hatte zwar an diesem Abend einen Gig als Pianist an einer Geburtstagsfeier, aber ich nahm Madeleine einfach mit an diese Feier und ich bin fast sicher, dass ich mich bei dieser Gelegenheit in ihr Herz hinein spielen konnte. Wir verbrachten gemeinsam die Nacht bis in die Morgenstunden und zum ersten Zug brachte ich sie auf den Bahnhof. Schon am Nachmittag trafen wir uns wieder und machten einen wunderschönen Spaziergang an den Entenweiher. Von diesem Moment an waren wir ein Paar. Dass wir es heute nach über 60 Jahren noch sind, ist das Verdienst meiner starken Magdalena, die auch in schwierigen Zeiten immer an uns glaubte. 

 

All die Jahre ist uns das Glück treu geblieben. Nun sind wir ein altes Ehepaar, unsere Kinder sind erwachsen und selbst glücklich verheiratet. Bald feiern wir die diamantene Hochzeit (60 Jahre) sofern uns die Gesundheit nicht im Stich lässt. Noch mehr Lebensqualität wäre "kitschig". Wir wünschten, allen Menschen auf dieser Erde würde es so gut gehen wie uns. 

 

                                                                                 Magdalena und Hansruedi