Das Parlament im Lockdown

Die Arena vom 17.04.2020 im SRF wirkte eben so leer wie der Nationalratssaal im Bundeshaus. Eine Darbietung zum Einschlafen. Kein Publikum, keine Debatte, kein Widersprechen, kein Wortabschneiden, kein Dreinreden. Nach 10 Minuten schaltete ich den Fernseher ab und ging zu Bett. Es war schlicht zu langweilig. Die Parteigurus beteten alle das selbe Lied herunter: Der Bundesrat habe das Krisenmanagement gut im Griff und man müsse jetzt vorichtig die Wirtschaft wieder hochfahren und dabei aufpassen, dass uns keine zweite Welle erwische. Es wäre schade, wenn das erreichte Ziel wieder zunichte gemacht würde. 

 

Das Thema war wie auswendig gelernt. Es ist klar, dass die Parteien von links bis rechts keine Ideen hatten ausser dass es ein bischen schneller gehen sollte mit dem Wiederankurbeln der Wirtschaft. Sogar der SVP-Rösti konnte dem SP-Bundesrat Berset nichts anhängen, er habe einen guten Job gemacht, ausser dass es eben zu langsam vor sich gehe und dass dies die Bundeskasse einen Batzen Geld koste. Die Geschäfte müssten alle zur selben Zeit geöffnet werden und es dürfe keine Wettbewerbsverzerrung geben. So weit so gut, aber liebe Politiker! Sagt doch einfach wo euch der Schuh drückt. Sagt doch gleich: "Wir wollen wieder mitbestimmen, polemisieren, mitquatschen, verdrehen, lügen, prahlen, poltern und lamentieren dürfen. Schliesslich können wir nichts anderes und das Homeoffice hängt uns zum Hals heraus. Wir können es kaum ertragen, dass ein Bundesrat die Schweiz allein regiert, und dann noch durch einen SP-ler, das geht schon gar nicht. Liebes Coronavirus - verschwinde endlich, damit wir wieder ausgiebig unseren Senf dazu geben können, damit in der Arena wieder Publikum sitzt, das uns applaudiert. Wir wollen einander wieder an den Karren fahren können. Wir wollen gehört und gesehen werden! Bitte, bitte! 

 

Gegen Schluss der Arena-Sendung wurde es dann doch noch ein bischen lebendiger. Das Thema "Schutzmasken" beflügelte die Diskussion. Generell kann man sagen, dass zwei Dinge nicht oder schlecht funktioniert haben und nach wie vor noch nicht geregelt sind. 

(1) Der Pandemieplan des Bundes beinhaltet, dass die Kantone, die Spitäler, die Alters- und Pflegeheime, das Militär etc. genügend Schutzmasken und Schutzmaterial horden müssen. Dies war eindeutig nicht geschehen und ich vermute stark, dass man genau aus diesem Grunde am Anfang die Aussage machte, Schutzmasken würden für gesunde Menschen nur geringen Nutzen bringen. Man stelle sich vor, den Bürgern und Bürgerinnen wäre empfohlen worden, überall und bei jeder Gelegenheit Schutzmasken zu tragen. Gleichzeitig hätte man den Bedarf nicht decken können. Ein Aufschrei wäre programmiert gewesen. Jetzt wo man genügend Masken einkaufen kann, ändert sich die Aussage des BAG und schon bald werden wir vermutlich überall Schutzmasken tragen, insbesondere durch die Lockerung des Lockdown bei Tätigkeiten mit Personenkontakt. 

 

(2) In anderen Ländern,  speziell in Südkorea setzte man von Anfang an auf möglichst viele Tests. Auch Schweizer Epidemiologen empfahlen die Steigerung der Testzahlen. Doch auch hier fehlten die notwendigen Materialien, Teststationen und das Testpersonal. Zur Zeit ist man daran, die Tests auszuweiten. Ich bin mir sicher, die Politik wird einiges aufzuarbeiten haben um bei einer neuen Pandemie besser gewappnet zu sein - denn eines ist gewiss: Das Virus wird nicht verschwinden und wenn doch, wird uns ein anderes bedrohen.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    rita trachsel, bern (Donnerstag, 23 April 2020 09:15)

    guet gschriebe Hansruedi, BRAVO!!

  • #2

    Lemi Gsteiger (Samstag, 23 Mai 2020 17:20)

    Kann dem nur beipflichten - das ging wie Honlg runter!