Soeben habe ich im Net einen Spruch entdeckt, der zu dieser Geschichte passt. "Arroganz ist die Kunst, auf seine eigene Dummheit stolz zu sein!" Es begab sich vor mehr als 50 Jahren. Wir waren sehr jung, hatten eine Band, die schon zwei mal im Ausland aufgetreten war. Einmal als Vorgruppe der Big Band von Max Greger in München und einmal als Vorgruppe des Hazy Osterwald Sextett in Nassau. Wir nannten uns Diana Sextett. Die Agentur Viston AG in Zürich vermittelte uns in ein Hotel nach Luzern, wo gerade Fastnacht herrschte. Der Agent Urs Keller war ein Freund von uns, mit ihm hatte ich das KV in Solothurn besucht. Das Hotel war direkt in Reihe gebaut mit dem Dancing Hazyland.
Als wir dort ankamen, stand ein grosser, schwarzer Flügel auf der viel zu kleinen Bühne. Mit einem Flügel hatten wir nichts am Hut und er versperrte uns den Platz. Kurzerhand hieften wir den 300 Kg schweren Flügel auf den Boden neben das Podium. Der Geschäftsführer stand "null komma plötzlich" vor uns und schnautzte mich an: Der Flügel könne nicht hier bleiben, er müsse wieder zurück auf das Podium. Als junger, "kompetenter" Bandleader entgegnete ich: "Nein, wir haben ihn mühsam nach unten gebracht, wieder zurück nach oben liegt nicht drinn! Der CEO hob kurz die Augenbrauen und stakste davon. Fünf Minuten später rief er mich ans Telefon. Unser Agent entschied: "Tut mir leid, aber ihr müsst den Flügel wieder an den Platz bringen wo er war. Wer zahlt befiehlt. Punkt.
Wir spielten zwei Abende dort. Die Spielzeit war hart und wir hatten am ersten Abend keine grosse Pause und keine Verpflegung bekommen. Das war ein glatter Vertragsbruch. Ich rief Urs Keller an und dachte, ich könnte diesem "Chef" eins auswischen. Am zweiten Abend wurde uns eine Stunde Pause zum Essen gewährt und ein Schnitzel mit Pommes Frites aufgetischt. Wir fühlten uns als Sieger. Plötzlich hörten wir, dass auf unserer Bühne, mit unseren eigenen Instrumenten gespielt wurde. Wir staunten nicht schlecht, als wir erkannten, dass uns die professionelle Dancing-Band von neben an während unserer Pause vertrat, obschon diese die längere Spielzeit hatte als wir im Hotel. Im Dancing wurde Livemusik bis 04.00 Uhr morgens geboten. Unser Auftritt endete bereits um 02.00 Uhr. Langsam begriffen wir, was uns der CEO damit ohne Worte sagen und zeigen wollte: "Ihr jungen, arroganten Schnösel müsst noch einiges lernen!" Ich schämte mich schon ein bischen.
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