Das Schiff war seit ein paar Tagen eingewassert auf dem Neuenburgersee, also brand neu. Wir waren das erste mal nach Neuchatel gefahren um einzukaufen. Auf der Rückfahrt wehte ein relativ starker Westwind mit einer Stärke von ca. 4 Beaufort. Das bedeutet, dass das Schiff eine leichte Krängung aufwies. Aufgeregt kam Mädi auf die Flybridge, wo ich das Schiff am zweiten Ruderstand steuerte.
"Wir haben ein Leck", rief sie. "In der Achterkabine ist Wasser eingedrungen. Der Teppich ist ganz nass". Ich antwortete: "Ich kann hier nicht weg. Ich muss das Schiff auf Kurs halten". Wir hatten zu dieser Zeit noch kein Radar und keinen Autopiloten. Ich wies meine Frau an, den Wasserstand in der Achterkabine zu überwachen und mir laufend Meldung darüber zu machen. Ich zermarterte mir das Gehirn darüber, wo um Himmelswillen Wasser eintreten konnte in diesem neuen Schiff. Glücklicherweise blieb der Wasserstand gleich und bald liefen wir in den Heimathafen von Portalban ein. Damit wurde die Krängung aufgehoben, das Schiff war wieder im Lot und das Wasser senkte sich unter den Teppichboden ab.
Ich vertäute das Schiff an unserem Platz und begab mich in das Schlafzimmer sprich Achterkabine. Der Teppich war nass, aber sonst war nichts zu sehen. Ich löste einige Bodenbretter unter dem Teppich und fand eine trübe Wassermenge, die bis knapp unter den Boden reichte d.h. die Bilge im Achterbereich war voll von Abwasser. Was konnte das sein? Wir hatten die Dusche erst ein paar mal benutzt. Ich besorgte mir einen Wasserstaubsauger und saugte Kübel um Kübel heraus. Es mögen einige hundert Liter Wasser gewesen sein, die wir auspumpten. Als die Bilge leer war und kein Wasser nachkam, war ich sicher, dass es von innen her gekommen sein musste - woher denn sonst? An der Trübe des Wassers erkannte ich, dass es Abwasser aus der Dusche sein musste.
Da kam mir die Erleuchtung: Unser Schiff war durch einen pensionierten Rheinschifffahrts- kapitän mir seiner Frau nach Schweizerhalle überführt worden. Klar, dass die beiden Leute auch mal duschen mussten, denn die Fahrt hatte eine Woche gedauert. Doch wie konnte ich das kontrollieren? Die Dusche war eingebaut und die Duschwanne mit Sikaflex abgedichtet. Ich vermutete, dass der Abwasserschlauch unter der Wanne nicht angeschlossen worden war. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Holztreppe, die vom Salon nach unten führte aufzusägen um mir einen Überblick zu verschaffen - und siehe da: Der Abwasserschlauch und der Duschablauf waren nicht mit einander verbunden. All das schmutzige Duschwasser war in die Bilge gelaufen bis es sich bei der krängenden Überfahrt bemerkbar machte. Ich sägte einen Teil der Treppe weg, damit ich überhaupt mit dem Kopf, einer Schulter und einer Hand dazu kam, den Anschluss verschrauben zu können. Ich machte Fotos davon um der Werft die Arbeiten in Rechnung stellen zu können, denn schliesslich war dies ein Garantiefall.
Die Werft in Holland erklärte den Vorfall so: Es müsse ein Arbeiter die Dusche eingebaut und die Arbeit bis Freitag abend nicht beendigt haben. Am Montag morgen kam als erster ein Schreiner und montierte die Treppe und verleimte sie. Danach sah keiner mehr unter die Dusche und so war das Übel geschehen. Also eine typische Montagsbüetz! HRJ
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