The Roots

Die erste Schüler Band

Während der Bezirksschulzeit in Gerlafingen gründeten wir 4 Buben die  erste Schülerband und nannten sie grossspurig "Orchester Oktoria". Den Trompetenschüler, Konrad Baschung, begleitete ich oft an sog. JEKAMI's auf dem Klavier, wo er das Bravourstück "Teufelszunge" zum Besten gab. Wir zwei fuhren mit dem Fahrrad an die damals beliebten Veranstaltungen, wo Talente verschiedener Art sich profilieren konnten "Jeder kann mitmachen".       

Bruno Müller d,  Alfred Scheidegger acc, Urs Baschung tp, Hansruedi Jordi p

Diana Quintet

Gegen Ende meiner Schulzeit wurde ich (15) an einem Sonntagmorgen vom Bandleader des "Diana Quintetts", Toni Rufer, entdeckt. Ich lümmelte auf der Bühne des  Festzeltes herum, wo am Abend zuvor die Bigband Astoria gespielt hatte. Dort stand einsam und verlassen ein Klavier. Ich konnte nicht wiederstehen - ich musste darauf klimpern um einigen Kameraden zu imponieren. Schon in der Primarschule unterhielt ich meine Klasse nach der Pause mit Klaviermusik. Toni gefiel mein Geklimper und er brachte mich mit seiner Citroen-Ente nach Hause und fragte meine Eltern um Erlaubnis, mich in seine Band aufnehmen zu dürfen. Sie erlaubten es. Damit ich nicht in schlechte Gesellschaft geriet, holte mich mein Vater am Schluss der Tanzveranstaltungen jeweils ab. Dies war die Bedingung meiner Mutter. 

Ich wurde eingekleidet mit Hose und Schuhen in Weiss, einem fuchsroten Kittel, einem weissen Hemd und einer weinroten Fliege.  Ich war der einzige Minderjährige in dieser Band und natürlich sehr stolz - man sieht es auch.  

Hansruedi Jordi,  Hans Affolter,  Erhard Jäggi,  Toni Rufer,  Edgar Bridevaux

Erste kleine Showelemente, neuer Drummer und Kostüme, genäht von Mädi. 

Diana Sextet

Unterdessen war ich verheiratet und stolzer Vater eines Söhnchens. Meine junge Frau "Madeleine" begleitete uns an die Auftritte und nähte die Showkostüme. Ich lehrte meinem Neveu Reto den Umgang mit einer Bassgitarre. Damit hatten wir nun einen Bassisten. Dazu gesellte sich ein neuer Pianist was mir erlaubte, in die Frontline zu wechseln und Trompete zu spielen. Ich wollte im Rampenlicht stehen. Durch den Anschluss an die Zürcher Agentur Viston AG  erhielten wir Aufträge in Deutschland als Vorgruppe von Hazy Osterwald und der Max Greger Bigband. Das war ein grandioses Erlebnis, als wir das erste mal nach München fuhren und Max Greger kurz die Hand schütteln durften oder als wir uns in Nassau BRD mit der  Hazy Osterwald Showband  stundenweise  im Spiel abwechseln  durften.

Showtime "Caravan"

Die Show Band Cosmos

Im Diana Sextet wehte plötzlich ein rauer Wind. Eine Spaltung tat sich auf indem ein Teil ins Profilager wechseln wollte, der andere nicht. Unser früherer Drummer, Urs Keller, war Agent der Hazy Osterwald Organisation. Er hatte alle Vorkehrungen getroffen, damit wir professionell hätten starten können. Ich hatte meine Stelle aufgegeben und war Tag und Nacht am Arrangieren für die Band. Der Profistart fand aber nicht statt und die Gruppen trennten sich. Aus der Spaltung resultierte das neue "Cosmos" Quintet. 

                      Aufnahme aus dem Konzertlokal St. Pauli in Biel

Musical Tabu Drogen

Mit einer Konfirmandenklasse eines Pfarrers setzten wir ein von mir komponiertes Musical mit dem Titel "Tabu Drogen" in Szene. Es war ein regionaler Grosserfolg in der Kirche Kriegstetten. Ich wurde zu einem Interview ins Radio Studio Bern eingeladen. Das Schweizer Fernsehen war interessiert an der Aufzeichnung unter der Bedingung, dass ich mehr Liturgie in das Werk einbringen würde. Ich lehnte grossmütig ab und verzichtete auf eine TV-Sendung. Leider habe ich keine Bilder des Musicals mehr gefunden.

Der Umzug nach Bern

Meine beruflichen Erfolge hielten sich eher in Grenzen, die Banderfolge jedoch liessen sich sehen. Ich brachte mir autodidaktisch Harmonierlehre und Arrangementlehre bei und übernahm die Führung der Band.  Von nun an wurden die Titel arrangiert. Die Klavierfabrik Schmidt-Flohr AG in Bern suchte einen "Lehrer für elektronische Orgeln". Ich zügelte meine kleine Familie in die Hauptstatt und erteilte Unterricht an den neuen Heimorgeln. Ich spielte zwei LP's als Organist mit Orgeln aus USA ein und gründete eine eigene Orgelschule. An der Ausstellung BEA in Bern gab ich Orgel-Demokonzerte.

 Heimorgel mit Sythesizer        Orgelsound      Dandelion Eigenkompositionen

Die Jazz-Rockband Dandelion

Ich wurde als Juror an ein Rockfestival nach Solothurn eingeladen.  Zu bewerten war auch der Auftritt einer Berner Rockgruppe. Das "Cosmos-Projekt" wurde aufgegeben und ich übernahm den Lead der Rockband "Dandelion". Wir gewannen den ersten Preis eines Rockfestivals in Zürich. Der Preis beinhaltete die Aufnahme einer LP, zusammen mit 3 weiteren Berner Rockbands im Sinus-Studio Bern plus eine Schweizer Bandtournee. Auf die LP  "Secound Chance"  (Rosa Cover)  kamen  meine  Kompositionen "I Look For A Hold" und "I Would Like To Tell You". Die Tournee fand nie statt und wir mussten 2000 Franken für 100 LP's bezahlen. Da die Band kein Geld hatte, musste ich die Summe vorschiessen. Die Musiker sollten jeder 10 LP's in der Familie und an Freunde verkaufen, doch die meisten verschenkten die Scheiben und ich hatte das Einsehen. Ich machte den Vorschlag, eine Dancing-Band zu gründen, wo noch Aussicht auf eine kleine Gage bestand. Zwei Musiker trugen den gleichen Namen, deshalb nannten wir uns: 

Jordi & Jordi Soundfusion

Soundfusion on the road

Swingline Bigband Bern

Zusätzlich gründeten wir eine Bigband im Swing Stil und übten in Kirchlindach BE. Die Leitung übertrugen wir Martin Hurni aus Ulmiz (Berklee USA). Ich organisierte einige Konzerte z.B. im Casino de Rolle VD am Genfersee und auf Signal de Bougy VD. 

Das Projekt wollte nicht so recht Fuss fassen. Wir waren immer mehr auf Berufsmusiker bezw. Studenten aus der Jazzschule Bern angewiesen und es war schwierig, diese zu bezahlen. Ich verliess mit ein paar Amateuren die Band. Sie existiert noch heute unter dem Namen "Uptown Bigband" in Bern und besteht ausschliesslich aus Profis. 

Paula & The J-Connection

Mit dem Neuzugang der Vokalistin Paula Wittwer änderten wir den Namen. Ich arrangierte "Tower of Power - Titel" und wir spielten eine EP mit unserem Favorite Song: "Who Loves You" u.a. im Tonstudio T. Marcozzi in Solothurn ein. Durch Johnny Werrens "Play Music Agency" in Zürich kamen wir an lukrative Auftritte. Leider wurde das PA mit aufwändigem Stage Monitoring immer grösser und der Sound immer lauter. Die Kosten für professionelle Beschallung überstiegen bald die Gageneinnahmen. Zu laut und zu teuer! Für mich war ein Wechsel angesagt! Ich wollte zurück zu natürlichem Sound und Improvisation.

Loverfield Jazzband, Wechsel zum Jazz

Es war ein langer Weg zum Jazz. Aber die Vielfalt der Projekte und Genres hatten auch markante Spuren hinterlassen und ein bischen Jazz war immer schon dabei. Nun aber hiess es für mich "Farbe" bekennen.  Die renomierte Berner Jazzband suchte einen neuen Lead-Trompeter. Ich hatte zwar wenig Erfahrung mit Dixieland aber ich überzeugte - so scheint es - im Casting.

Die LJB hatte ein volles Auftgragsbuch. Bis zu 70 Auftritte wurden pro Jahr realisiert und die Band hatte eine fruchtbare Beziehung zu den Lenker Jazztagen. Die Band spielte bis zur Auflösung 32 Lenkauftritte. Ich brachte es bis heute mit verschiedenen Formationen auf 26. Während meiner Mitwirkung bei Loverfield wurden 2 CD's eingespielt. Für "Amazing Grace" auf s'Wondereful wurde uns 2007 der erste Swiss Jazz Award in Ascona verliehen. 

 Moderatorin, Leitung Radio Swiss Jazz, Loverfield JB, Leiter Festival Ascona

Neue Erfahrungen

Der Dixielandhorizont wurde mir zu eng. Nachdem ich die Loverfield Jazzband im 10. Jahr verlassen hatte, interessierten sich neue Bands für meine Person als Leadtrompeter und Bandleader. So kam es zu weiteren Mitgliedschaften. Ich befasste mich mit vielen Projekten und veranstaltete Jamsessions in diversen Jazzsparten (s. Gallery). Mein Repertoire erweiterte sich auf über 1500 Jazztitel aus Swing und Mainstream, die ich eigenhändig mit "Finale" arrangierte und erfasste.  Beruflich verliess ich den Verkauf, wechselte in die Schulmusik und wurde Coach von 13 Schülerbands. Mit 62 Jahren verliess ich das Schulwesen durch Frühpension und befasste mich nur noch mit Jazz.  Über längere Zeit war ich in 7 Bands gleichzeitig aktiv.

Band-Mitgliedschaften "Jazz"

Von oben links nach rechts: Loverfield Jazzband, Old Man River JB, The Chicago Hot Six JB, The Swingin' Fours, The Ambasstown Jazzband, Lemi's Dixielandband, The Swinging Forties JB, Les Diables Rouges, The Bernese Feetwarmers JB, Rita T. and  friends Combo, The New Old Man River JB,  The Jazz Four. Im Jahr 2023 reduzierte ich die Mitgliedschaften auf zwei Formationen.  Am 01. Januar  2025 feiere ich meinen 80. Geburtstag.  

05.10.2024                                                                                 Hansruedi Jordi